Ich möchte euch mal an meinem Erlebnis teilhaben lassen.
Gestern habe ich einen halben Tag mit einer anderen Marke verbracht, ja ich gestehe, ich bin fremd gefahren.
Ich bin vor längerer Zeit schonmal einen Z4 35i gefahren und war damals echt enttäuscht von dem Auto, leistungsmäßig war er gefühlt ziemlich schlapp und die Lenkung war ab 180 sehr anstregend, wollte ich nicht über längere Zeit fahren, kein Vergleich zu einem Golf oder Audi, den man da ja locker noch einhändig fahren kann.
Außerdem hatte mein Vater bis vor zwei Jahren für 3 Jahre einen 520d, auch dort war die Errfahrung ähnlich, leistungsmäßig ging dort Dank 163 PS nicht wirklich was und auch die Lenkung fand ich nicht so gut, viel zu indirekt und schwammig, aber noch nicht so schlimm wie beim Z4.
Mit dieser Hintergrundserfahrung habe ich gar nicht soviel erwartet. Der Tag hatte regnerisch angefangen und zum Glück hatte es mittags aufgehört und um 14 Uhr kamen die ersten Sonnenstrahlen durch. Pünktlich um halb 3 konnte ich das Auto in Empfang nehmen, es war eine 2008er M5 Limousine. Für alle die es nicht wissen, 507 PS und 10 Zylinder, von vorne unscheinbar wie ein 520d, nur von der Seite durch die Lufteinlässe und von hinten durch 4 Auspuffrohre sofort erkennbar.
Eingestiegen, perfekt in die Sitze gepasst und die Sitzwangen schoben sich sofort automatisch an meinen Körper um mir so einen perfekten Halt zu verschaffen. Wie ich später rausfinden durfte taten sie das auch unterstützend bei Kurvenfahrten jeweils auf einer Seite.
Ich war etwas skeptisch, den M5 gibt es leider nur mit einer Automatik. Ich bibn nicht der Fan von Automatiken, also langsam losgefahren und mit der Automatik vertraut gemacht. Es ist keine richtige Automatik, sondern ein automatisiertes 7-Gang-Schaltgetriebe, die Schaltvorgänge waren spürbar ruckartig, kein Vergleich mit einer richtigen sanft schaltenden Automatik (wie ich später erfahren habe gab es das getriebe schon ruckfrei, aber die M5 Fahrer haben sich reihenweise bei BMW beschwert, weil sie einen Ruck spüren wollten
). Nach ein paar Einstellungen (Fahrwerk auf Komfort (dort ist es komfortabler als ein GTI Fahrwerk auf Komfort), Schaltzeiten eingestellt, dass nicht sofort wieder hochgeschaltet wird und wegen noch leicht feuchter Straße die Traktionskontrolle an, man muss das erste mal in einem Auto über 315 PS ja nicht übertreiben).
Also ging es 15km Landstraße warmfahren zur nächsten unbegrenzten Autobahn, die Sitze in Verbindung mit dem komfortable Fahrwerk machen aus dem M5 ein absolut langstreckentaugliches Fahrzeug, das im 6. Gang vor sich hingleitet. Von den 10 Zylindern hört man nichts, nur ein paar Windgeräusche säuseln bei Tempo 100 leise vor sich hin. Nach den 15km geht es auf die A81, 2 Spuren, nicht begrenzt, aber man hat ja einen BMW mit Überholprestige. Das hatte ich damals mit dem 520d schon gelernt, der konnte zwar nicht, aber jeder hat Platz gemacht. Heute konnte ich.... aber keiner hat Platz gemacht.
Als endlich die erste Steigung vorbei war und die langsamen Autos sich auf die rechte Spur begeben haben, voll auf das Gas und ab. Das Auto schaltet runter und... es kam nicht wirklich was, ja es ging recht schnell von 120 auf 180, aber das sollen 507 PS sein? Vielleicht nicht weit genug runtergeschaltet? Bei 220 ein Tritt aufs Gas und gemächlich nähert sich die Nadel der 240 und schon muss ich wieder Bremsen. Die Bremsen waren fürchterlich, hatten Flugrost, aber nach ein paar Bremsungen ging es besser. Also überlegte ich, was an 507 PS so besonders waren, ich hatte doch im Bordcomputer alles eingestellt, muss ich trotzdem noch den Powerknopf drücken um 507 statt 400 PS zu haben? Also einfach mal ausprobieren, Knopf gedrückt, voll aufs Gas und schon hing ich in den Sitzen, ein Unterschied von Tag und Nacht, die angeblich nur 107 MehrPS waren mehr als spürbar. Es kam mir vor als ob die anderen Autos auf der Autobahn standen und schon meldete sich die Tankanzeige, also an der nächsten Abfahrt runter und tanken. Die erste Tankstelle hatte kein Super Plus, also an der Nächsten getankt.
Wieder zurück auf die Autobahn, mittlerweilen war es trocken. Schaltung auf Manuell (mit Schaltpaddels), im 2. Gang auf den Beschleunigungsstreifen und los. Der Ruck war jetzt nicht die Schaltung sondern die Traktionskontrolle, die bei trockener Straße die Leistung wegregelte, trotzdem wurde man in den Sitz gedrückt. 0 auf 200 in 13,7 Sekunden ist die Werksangabe und die ist nicht übertrieben, kaum war ich auf der linken Spur erreichte die Tachonadel schon 200 und das Auto schob weiter, als ob man gerade von 120 anfing. Ich fing kurz an zu überlegen, ob das Auto wohl, wie üblich, bei 250 abgeregelt wäre, als ich auch schon die 250er Marke durchbrach. Es war nicht abgeregelt. Von 250 auf 300 vergingen nur wenige Sekunden (juhu, ich bin im 300er Club
) und es war noch lange nicht Schluss, wenn da nicht ein Mercedes CL 500 mit 250 auf die linke Spur "geschlichen" wäre. Es ist schon ein komisches Gefühl um 50 km/h abbremsen zu müssen und trotzdem noch 250 zu fahren. Leider sah der Mercedes es nicht ein bei dem Tempo Platz zu machen, ein paar Kilometer später kam eine Baustelle, das war meine Chance an dem CL vorbei zu kommen. Nach der Baustelle von 80 rausbeschleunigen, der CL 500 blieb im Rückspiegel fast stehen. Wahnsinn war nicht nur die Beschleunigung ansich, sondern auch mit welcher Sicherheit das Auto das machte. Selbst bei 280 kam es einem vor, als ob man gerade 140 fährt, nicht nur weil das Auto so perfekt auf der Straße lag, sondern auch weil noch Beschleunigungsreserven da waren und das Auto überhaupt nicht laut war, wenn man bei 280 vor sich hingleitet. Nur der Bremsweg wurde etwas länger, als auf einmal ein Auto mit 120 rauszog. Doch die Bremsen (mittlerweilen vom Flugrost befreit) steckten es problemlos weg, auch nach mehreren Bremsungen von 240 auf 140 war kein Anzeichen zu spüren, dass sie schlechter wurden. Leider konnte ich durch Verkehr die 300 nicht mehr erreichen, aber zum Glück hat mich im 100er Bereich der Blitzer auch nicht erwischt.
Danach ging es nocheinmal auf die Landstraße, Ortsendeschild bei 50 im 1. Gang Gas geben und egal was ich jetzt schreibe, es kann das Gefühl nicht zeigen, wie brachial das Auto da losgeht, man schaltet im Sekundentakt in den 2. und 3. Gang und bevor das Auto hinter einem die 60 erreicht ist man schon bei 140. (es ist ein wahnsinns Gefühl wenn man bis 8300 Umdrehungen drehen kann).
Dann hätte sich durch mich fast noch ein Motorradfahrer auf dem Gewissen. Ich stand an einer 2 spurigen Straße außerorts an einer Ampel auf der rechten Spur, links neben mir und hinter mir eine Autoschlange und daneben links ein Auto auf der Linksabbiegerspur und daneben anscheinend ein sportliches Motorrad (da habe ich nicht hingeschaut und auch nicht drauf geachtet). Ich bei grün voll beschleunigt und ich sehe nur noch wie ein Motorrad von ganz links quer über die Kreuzung auf meine Spur schießt und bevor ich überhaupt realisiert habe woher das Motorrad gekommen sein muss war es 50cm vor mir. Ich gehe davon aus, dass er einfach nicht damit gerechnet hat, dass ein Auto so schnell beschleunigen kann, er hat nämlich anscheinend voll beschleunigt und gar nicht nach hinten oder zur Seite geschaut. (dabei überhört man aber doch einen vollbeschleunigen 10 Zylinder nicht)
.
Hinterher habe ich dann mir den Sound noch von außen angehört, einfach zum Niederknien.
Das Ergebnis von 140km Fahrt war ein Verbrauch von 21l. Darüber bin ich immer noch überrascht, ich bin eigentlich immer das gefahren was ging und dann braucht das Auto "nur" 21l bei einem 10 Zylinder.
Alles in Allem ein super Erlebnis und, nicht schlagen, wenn ich das Geld hätte würde ich sofort VW/Audi untreu werden und ich würde mir einen M5 holen und bei der PS Zahl wäre mir die nichtvorhandene Handschaltung auch egal, da käme man sowieso nicht mehr hinterher mit dem Schalten. Mit den Paddels schalten hat richtig Spaß gemacht. (viel mehr als in allen anderen DSG Autos, die ich bis jetzt gefahren bin, liegt vermutlich an der Leistung, bei 507 PS machen Paddels mehr Spaß als bei 105 PS in einem Diesel Passat)