DIN-Vorgaben alleine sagen nicht alles aus. Worauf man bei der Auswahl eines Hydrauliköls achten sollte
Die Leistungsklasse des Hydrauliköls stimmt, der Preis passt auch. Diesem Prinzip folgend, wird der Schmierstoff vielerorts bestellt. Doch nach einigen Wochen kommt oft das böse Erwachen, wenn die Hydrauliksysteme nicht präzise funktionieren und langfristig Schäden drohen. Dipl.-Chem. Hans-Jürgen Scholz, Produktmanager bei der ADDINOL Lube Oil GmbH, stellt deshalb die wichtigsten Werte vor, die bei der Wahl eines Hydrauliköls unter die Lupe genommen werden sollten.
Hydraulikfluids übertragen Kräfte, schmieren die beweglichen Geräteteile, kühlen, schützen vor Korrosion und sorgen für die Dämpfung etwaiger Schwingungen sowie den Abtransport von Verunreinigungen.
Klassische Hydrauliköle der Typen HL, HLP, HLPD, HVLP und HVLPD werden überwiegend auf der Basis von Mineralölen hergestellt. Bei biologisch schnell abbaubaren Hydraulikölen nach DIN ISO 15380 handelt es sich meist um esterbasierende Syntheseöle.
Hydraulische Anlagen mit erhöhtem Brandrisiko, wie sie in Gießereien, dem Steinkohlebergbau und der Luftfahrt eingesetzt werden, erfordern spezielle Flüssigkeiten, die schwer entflammbar sind oder die nicht selbstständig weiterbrennen.
Die Einteilung der Hydrauliköle in verschiedene Leistungsklassen erfolgt gemäß DIN 51524.Für die meisten Hydrauliksysteme werden von den Herstellern Fluids nach DIN 51524 Teil 2 „HLP" oder Teil 3 „HVLP" vorgeschrieben.
Die Öle müssen einige Mindestanforderungen erfüllen, die in der DIN 51524 beschrieben werden. Diese betreffen unter anderem das Demulgiervermögen, die Reinheitsklassen, das Luftabscheidevermögen, die Filtrierbarkeit, die Dichtungsverträglichkeit, die Oxidationsstabilität und den Verschleißschutz. Außerdem spielen die Einhaltung der gewünschten Viskosität und das Viskositäts-Temperatur-Verhalten eine entscheidende Rolle.
Trotz dieser Vorgaben existieren zwischen den auf dem Markt erhältlichen Ölen aber große Qualitätsunterschiede. Die meisten erfüllen zwar die Anforderungen der DIN, doch bei einigen liegen die Werte im kritischen Bereich. Außerdem gibt es Produkte, die den Vorgaben definitiv nicht entsprechen. Bedenken sollte man auch, dass die meisten Mineralölkonzerne an verschiedenen Standorten produzieren.
Die Werte eines bestimmten, in Deutschland hergestellten Öls können durchaus von denen eines Produktes aus einem anderen Land abweichen. Folgende Parameter sollten immer genauer betrachtet werden:
Die Reinheitsklassen
Verschmutzungen durch feine Partikel, wie zum Beispiel von Staub, stellen für jedes Hydrauliksystem eine der größten Gefahren dar. Durch Abrieb und andere Nebenwirkungen beeinflussen sie die Funktionsweise und die Lebensdauer der gesamten Anlage. Daher sollte ein Hydrauliköl vor Einfüllung in das System immer noch einmal einen Spezialfilter passieren.
Seit 2005 muss ein frisches Hydrauliköl der Klasse HLP eine Reinheitsklasse von mindestens 21/19/16 aufweisen. Dabei bezieht sich der erste Wert auf die Partikel > 4 µm, die mittlere Zahl auf Partikel > 6 µm und die letzte Zahl auf die großen Partikel > 14 µm, die in einer Ölprobe von 100 ml maximal enthalten sein dürfen.
Das Luftabscheidevermögen
Ein frisches Hydrauliköl enthält bis zu neun Prozent Luft in gelöster Form. Dies hat keine Auswirkungen auf den Betrieb. Ist das Öl jedoch bereits länger im Einsatz, kann die Luftbelastung erheblich ansteigen.
Beim Betrieb des Systems erhöht sich der Druck auf die Luftblasen, die in Folge implodieren. Dabei treten partiell kurzzeitig extrem hohe Beschleunigungen, Temperaturen und Drücke auf, die Kavitation verursachen und den Wirkungsgrad der Anlage reduzieren können. Prasselnde Geräusche der Hydraulikpumpe sind dabei meist eine alarmierende Begleiterscheinung.
Hans-Jürgen Scholz bestätigt: „Das Luftabscheidevermögen (LAV) eines Hydrauliköls spielt eine entscheidende Rolle. Es bezeichnet die Zeitspanne in Minuten, nach der die in Öl dispergierte Luft bis zu einem Restgehalt von 0.2 Vol.-Prozent wieder abgeschieden ist. In technischen Datenblättern wird das LAV nach ISO 9120 bei 50 Grad Celsius in Minuten angeben. Für ein Hydrauliköl HLP 46 darf das LAV 10 und für ein HLP 68 13 Minuten nicht überschreiten!“
Das Demulgiervermögen
Das Demulgiervermögen (DVR) gibt an, wie schnell sich das Öl von dispergiertem Wasser separiert, um Korrosion im System zu verhindern. Doch auch der gegenteilige Effekt kann von Nutzen sein. Hydrauliköle der Kategorie HLPD sollen nicht demulgierend, sondern dispergierend und detergierend wirken. Sie müssen etwaige eingedrungene Flüssigkeit feinstverteilt und in Schwebe halten.
„Das Demulgierverhalten nach DIN ISO 6614 bei 54 oC muss bei ISO-VG 46 unter 30 Minuten liegen. Je kleiner der Wert, desto besser. ADDINOL Hydrauliköl HLP 46 liegt z.B. bei 11 Minuten. Dies schaffen die wenigsten Produkte dieser Kategorie“, so Hans-Jürgen Scholz weiter.
Übrigens: Moderne Hydrauliksysteme mit ihren kleineren Ölfüllmengen, höheren Drücken und steigenden Betriebstemperaturen stellen verschärfte Arbeitsbedingungen dar, die ein herkömmliches Hydrauliköl nur schwer meistern kann. Hans-Jürgen Scholz empfiehlt: „Diesen steigenden Anforderungen wird unser ADDINOL HV Eco Fluid optimal gerecht. Mit ihm erreichen wir eine höhere Hydraulikkraft bei Volllast, präzisere Reaktionen des Systems und vor allem eine Senkung des Energieverbrauchs. In Langzeittests in mobilen und stationären Hydrauliken wurden nachweislich Einsparungen von bis zu fünf Prozent der zugeführten Energie dokumentiert.“
Dipl.-Chem. Hans-Jürgen Scholz
ADDINOL Lube Oil GmbH
www.addinol.de
Artikel erschienen in Betriebstechnik & Instandhaltung 10/2013